1920 - 1945
Mag es Zufall gewesen sein oder nicht. Jedenfalls fiel die Vereinsgründung des TVK im Januar 1920 mit dem Inkrafttreten des Versailler Friedensvertrages zwischen Deutschland und den Alliierten zusammen. Nach den Entbehrungen und Verlusten körperlicher, seelischer und sachlicher Art durch den 1. Weltkrieg konnte ein aktives Vereinsleben, getreu den Grundsätzen Friedrich Ludwig Jahns, den Menschen Hilfe in geistig-sittlicher und physischer Hinsicht zu geben, vorgewiesen werden. Das Zusammenleben wurde gefördert und gefordert.
Nachdem Robert Donner, Franz Friedhoff und Albert Funke den Verein gegründet hatten, übernahm letzterer zunächst das schwierige Amt, den Verein zu etablieren. Zunächst wurden Geräte (wie Barren, Bock, Ringe etc.) angeschafft. Als Sportstätte stand die Kriegerhalle (Schützenhalle) zur Verfügung. Aber auch Öffentlichkeitsarbeit war gefragt, da man in Konkurrenz zu benachbarten Vereinen (z.B. TV Altenhundem 1886 e.V.) stand. Deshalb wurde ein Tambourcorps (Major Peter Kebben) und eine Theatergruppe ins Leben gerufen, aus deren Auftritten dem Verein, neben der Erhebung von Beiträgen, Einnahmen zukamen. Andererseits mussten die sportlichen Aktivitäten über den örtlichen Bezirk hinaus bekannt gemacht werden. Darum organisierte der TVK schon im Gründungsjahr ein eigenes Turnfest, an dem der TV Altenhundem 1886 e. V. und schon eine Riege von Turnerinnen aus Lüdenscheid teilnahmen. Dies war der Anfang der alljährlich im Spätsommer stattfindenden Turnfeste des TVK. Vereinsmitglieder nahmen auch an anderen Turnveranstaltungen teil, so etwa dem Bezirksturnfest 1922 in Meggen und dem nachfolgenden Fest 1923 in Oberhundem. Hierbei errang Willi Neuhaus den Siegerkranz über 100 m. Es ist nicht nur zu vermuten, dass die Teilnehmer zu Fuß an den Austragungsort und zurück gelangten.
Zur Fahnenweihe 1923 in Kirchhundem gaben sich die Bezirksvereine beim Schauturnen und im Festzug ein Stelldichein. Besonders gut gelang den Kirchhundemern die Darstellung einer Pyramide (Foto). Ungefähr in diesen Zeitraum fällt auch die Gründung der Handballabteilung des TVK.
Das 1924 in Kirchhundem stattfindende Bezirksturnfest bescherte dem TVK mehrere erste Plätze, so von Willi Neuhaus und Johann Berg. Die sportlichen Aktivitäten waren aber nicht nur auf den unmittelbaren örtlichen Bereich beschränkt. Im gleichen Jahr nahm eine Turnriege, die mit Stabübungen den 1. Platz erreichte, am Kreisturnfest von Westfalen und Lippe in Hagen teil. Für den Festzug wurde eine westfälische Bauerngruppe gestellt. Wie die Beteiligten nach Hagen gelangten und ob die für damalige Verhältnisse weite Reise aus vereinsinternen und/oder privaten Mitteln finanziert wurde, ist nicht bekannt. Zum Jugendturntreffen in Meggen mit volkstümlichem Wettstreit entsendete der TVK ca. 30 Teilnehmer, die sehr erfolgreich abschnitten. Der TVK nahm in den folgenden Jahren regelmäßig an Sportveranstaltungen teil und war auch Veranstalter derselben; u. a. wurden regelmäßig Waldläufe im Frühjahr und im Herbst durchgeführt.
Aber die späten 20er Jahre machten auch dem TVK zu schaffen. Karl Wieners und Josef Berg als wechselnde Vereinsvorsitzende bis 1932, mussten den TVK durch die schwere Zeit der Wirtschaftskrise bringen. Durch den Einsatz aller konnte der Sportbetrieb, des schon 70 Mitglieder umfassenden Vereins, im Jahr 1932 weitgehend aufrecht erhalten werden. Jedoch fielen das Turnfest und die Winterfeier wegen der ernsten Zeit aus; Wanderungen beschränkten sich auf den Rüsper Wald. Bis Ende 1932 konnte der TVK bei Einnahmen von 540,80 RM im Verhältnis zu den Gesamtausgaben in Höhe von 416,08 RM ein Plus von 124,72 RM verbuchen.
Und dann brach auch im Sport durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten (30.01.1933) eine schwierige Zeit an. Die neuen Herren im Staat strebten die Umsetzung ihrer politischen und ideologischen Ziele im Wege der Gleichschaltung im Vereinswesen an. Erster Schritt hierzu bildete ein Rundschreiben des Gaues und Bezirks an die Vorstände aller Vereine, auch des TVK, in dem diese dringend ersucht wurden, ihre Ämter niederzulegen. Nach der Regelung in diesem Schreiben sollte der Vorstand nicht mehr gewählt werden, sondern von einem linientreuen 1. Vorsitzenden bestimmt werden. Eine Umsetzung dieses Schreibens erfolgte im TVK dergestalt, dass der im November 1932 gewählte 1. Vorsitzende Heinrich Kleffmann auf der außerordentlichen Generalversammlung vom 30.04. 1933 wiedergewählt wurde und er die anderen Vorstandsmitglieder in ihrem Amt bestätigte.
Mitte 1933 beteiligte sich der TVK an verschiedenen Veranstaltungen, wie dem Deutschen Turnfest in Stuttgart, dem Gauturntag in Letmathe, der Götzwanderung nach Hilchenbach, dem Bezirksturnfest in Oberhundem und dem Vereinswettturnen in Fredeburg. Es ist nicht bekannt, ob die Finanzierung der damit verbundenen Reise und Verpflegungskosten ausschließlich durch den TVK getragen wurden. Jedenfalls ist zu vermuten, dass die finanzielle Situation des Vereins zu diesem Zeitpunkt nicht schlecht gewesen sein muss, denn die Beitrage wurden jährlich auf 3,60 RM gesenkt.
Die Steuerung durch die Nationalsozialisten verlangte die Gewinnung der Jugend. Auch im TVK trat diese immer mehr in Erscheinung; so in Schmallenberg, wo unter Beteiligung des TVK ein Jugendwettturnen ausgetragen wurde. Nach den Zielsetzungen der Nationalsozialisten zur Zentralisation, erfolgte die Eingliederung des Vereins in die Deutsche Turnerschaft. Im Herbst des Jahres 1933 standen auf der Grundlage des Gleichschaltungsgedankens Überlegungen zum Zusammenschluss des TVK mit der DJK im Raum. Diese konnten jedoch erfolgreich dahingehend abgewehrt werden, dass nur eine lose Arbeitsgemeinschaft gebildet wurde.
Das Jahr 1934 begann mit der Wahl von Paul Cordes zum Vereinsvorsitzenden, und stand unter dem Zeichen, die Öffentlichkeitsarbeit des TVK zu verstärken, um mit anderen Vereinen konkurrenzfähig zu bleiben. Einerseits wurde deshalb die Forderung des Nachwuchses beschlossen, andererseits konnte der Turnbetrieb wieder im Vereinslokal aufgenommen werden. Es gelang jedoch nicht, die wenig effektive Arbeitsgemeinschaft mit der DJK zu beenden. Im Turnen nahmen die Kirchhundemer an Sportfesten in Meggen und Siegen teil, bei denen mittlere Plätzen belegt wurden. Wen verwundert's, dass unter obiger Prämisse die Beteiligung an Sportveranstaltungen unter der Hakenkreuzfahne zur nationalsozialistischen Propaganda missbraucht wurde. So propagandierten die Nationalsozialisten zu dieser Zeit die Rückkehr der nach dem 1. Weltkrieg von Frankreich beanspruchten, aber dann dem Völkerbund unterstellten Saar "heim ins Reich".
Auch die Turnbewegung wurde zu diesem Zwecke ausgenutzt. Die Saarriege kam Ostern 1934 eigens dafür ins Sauerland, um eine "Saarkundgebung" abzuhalten "verbunden mit Schauturnen". An der sportlichen Darstellung beteiligte sich die Handballabteilung des TVK mit guten Leistungen.
Die monatlich einzusammelnden Beiträge des TVK staffelten sich nach arbeitenden (3,60 RM) und arbeitslosen (2,40 RM) Mitgliedern, sowie nach Jugendlichen im Alter von 14 bis 18 Jahren (1,80 RM). Die Belastungen des Vereins umfassten auch die Miete von 8,-- RM für die Benutzung des Jugendheims und die zu entrichtende Gausteuer von 76,-- RM.
Turner im August 1935
Am 1. März 1935 löste Johann Berg Paul Cordes in der Vereinsführung ab, und stand dem Verein bis 1943 vor. Die sich zunächst Mitte 1935 stellende Existenzfrage der 1. Handballmannschaft konnte erfo1greich durch Nachwuchs begegnet werden. Ein reger Spielbetrieb war die Folge. So nahm die Abtei1ung im Herbst an einem Gesellschaftsspiel gegen Düsseldorf teil, in dem man "ehrenvoll unterlag auf fremden Platz in Düsseldorf'. Die Finanzlage des Vereins verschlechterte sich zusehends. Für die Kriegerhalle waren jährlich 50,- RM aufzuwenden. Auch die Benutzung des privaten Geländes, welches heute der Fußballplatz ist, musste jährlich mit 150,-- RM bezahlt werden. Da der Platz auch vom Reichsarbeitsdienst (RAD) zum Zwecke der Wehrertüchtigung genutzt wurde, sollte sich dieser an der Finanzierung beteiligen. Zahlungen seinerseits erfolgten jedoch nicht. Die bis dahin angeschafften Geräte waren in einem guten Zustand, so dass hierfür keine Kosten anfielen. Planmäßig konnte darum Ostern 1935 der Gerätewettstreit mit Silberg in Kirchhundem ausgetragen werden.
Um die Finanzlage zu verbessern, veranstaltete die Theatergruppe des Vereins Anfang 1936 einen Vorstellungsabend im Vereinslokal verbunden mit einem gemütlichen Beisammensein. Gegeben wurde das Stück "Stilles Heldentum" zum Eintrittspreis von 0,50 RM. Aufgrund dieser und anderer Aktionen konnte der Verein 1936 ein reines Guthaben von 108,96 RM verbuchen.Inwieweit die nationalsozialistischen Jugendabteilungen wie HJ (Hitlerjugend) und BDM (Bund Deutscher Mädchen) mit ihrem vorgegebenen Ziel der Leibeserziehung, auch im Dienst der Wehrertüchtigung, Einwirkung auf den Bestand des Vereins hatten, ist nicht mehr feststellbar . Jedenfalls zählte der TVK 1937 lediglich 57 Mitglieder. Aber der Einsatzwille der Sportler, auch in privater Hinsicht, war ungebrochen. So ermöglichten die Vereinsmitglieder u.a. durch finanzielle Spenden Johann Berg die Teilnahme am Deutschen Sport- und Turnfest in Breslau vom 23. bis 31.07.1938.
Immer mehr drang die nationalsozialistische Ideologie in die bis dahin bestehenden Vereinsstrukturen ein. So musste der TVK zum Beispiel 1940 eine Reichsstraßensammlung durchführen, wozu er vom Reichsbund-Leibesübungen beauftragt war . Des weiteren musste der Verein sich in Gemeinschaft umbenennen. Noch intensiver gestalteten sich Satzungsänderungen, die vom Reichsfinanzminister erzwungen, zur Klärung von "gemeinnützigen Jugendpflegvereinen und die nicht der Jugendertüchtigung unterliegenden" beitragen sollten. Die Beitragssätze waren zu diesem Zeitpunkt minimal, nämlich 40 Pf für aktive Mitglieder, 30 Pf für passive - unter 14 Jahre beitragsfrei.
Der Anfang der 40iger Jahre war gezeichnet vom kriegerischen Vordringen Deutschlands in vielen Teilen Europas, so Polen, Dänemark, Norwegen, Niederlande, Belgien, Frankreich, Griechenland, Jugoslawien und UdSSR. Damit war der Abzug von vielen männlichen Mitgliedern, auch des TVK, zum Heeresdienst verbunden. Um so erstaunlicher, dass trotz allem 1941 noch 20 Neueintretungen vermeldet werden konnten. Die Einberufung von Vorstandsmitgliedern hatte aber auch zur Folge, dass sich mehrere Positionen des Vorstands in einer Hand vereinigten. So nahm Josef Bildheim für einige Zeit die Stellung des Geschäftsführers, des Kassierers und des Schriftwarts ein. Da die Sportausübung im Jugendheim nicht möglich war, besuchten die Kirchhundemer wöchentlich die Übungsstunden der Reichssportgemeinschaft in Altenhundem. Dadurch gut vorbereitet, belegte der TVK mit drei Mannschaften am 2. März 1941 in Saalhausen bei den Mannschaftswettkämpfen, bei 23 teilnehmenden Mannschaften, den 1. , 7. und 13 . Platz. Im Jahr 1941 ist noch festzuhalten, dass Ende August leichtathletische Wettkämpfe in Grevenbrück stattfanden, bei dem die Jugend sehr erfolgreich abschnitt.
In den folgenden Jahren machten sich die Auswirkungen des Krieges immer stärker bemerkbar. Der Turnbetrieb kam fast zum Stillstand, da es an Räumlichkeiten fehlte. Zeitweise waren in der Schützenhalle französische Gefangene untergebracht. Soweit überhaupt wegen der Witterung möglich, wurde das Turnen auf dem Sportplatz abgehalten. Jedoch nahmen hieran aufgrund der Einziehung der Mitglieder zum Arbeitsdienst und zur Wehrmacht nur wenige teil. Nichtsdestotrotz ließen es sich die Kirchhundemer nicht nehmen, zum Unterkreissportfest in Silberg 1943 anzutreten. Die Finanzlage des Vereins gestaltete sich mit einem zu verzeichnenden Guthaben von 152,24 RM erfreulich, so dass von einer Beitragserhöhung abgesehen wurde. 1944 - 1945 war der Zusammenbruch Deutschlands abzusehen. Die Mobilisierung letzter Reserven verbunden mit Entbehrungen in allen Bereichen des Lebens, brachte die Vereinstätigkeit zum Erliegen.